Geistliche im Konzentrationslager Sachsenburg
10 Juni |19:00 - 21:00
kostenfreiBuchvorstellung und Vortrag
Mit Oliver Arnhold (Autor), Raimund Grafe (Autor), Moderation: Felix Dümcke und Anna Schüller (Hg.)
Den Protest gegen die „Deutsche Glaubensbewegung“ interpretierte der sächsische Gauleiter Martin Mutschmann als Widerstand gegen den Staat und ließ im Frühjahr 1935 Geistliche im KZ Sachsenburg inhaftieren.
Die NS-Epoche war auch eine Zeit religiöser Erwachung. Im protestantischen Milieu wurde die Zerschlagung der Weimarer „Gottlosenrepublik“ bejubelt und Hitler als Erlöser gefeiert. Umso größer war die Irritation in kirchlichen Kreisen, als im Frühjahr 1935 mehrere Geistliche im Konzentrationslager Sachsenburg inhaftiert wurden. Ihren Protest gegen die „Deutsche Glaubensbewegung“, eine gegen die Kirche gerichteten Splittergruppierung im völkisch-religiösen Spektrum, interpretierte der sächsische Gauleiter Martin Mutschmann als Widerstand gegen den Staat. Er bezichtigte den „Judenchristen“ Ernst Lewek als Drahtzieher hinter dem Protest.
Lewek, evangelischer Pfarrer an der Leipziger Nikolaikirche, galt nach den nationalsozialistischen Rassekriterien als Jude. Seine Haft in Sachsenburg ist im Kontext der „Arisierung“ der Kirche zu sehen, die nicht nur auf Druck von außen erfolgte. Auch Vertreter der Kirche beteiligten sich bereitwillig an der Beseitigung aller als jüdisch geltenden Einflüsse aus ihrem religiösen Leben. Zu ihnen zählte nicht zuletzt Walter Grundmann. Der Leiter des Eisenacher „Entjudungsinstituts“ war ein einflussreicher Fürsprecher jener Kirchenpolitik, unter der Lewek zu leiden hatte. Der Historiker Oliver Arnhold vergleicht die Biografien beider Mitglieder der sächsischen Landeskirche und geht anhand ihrer gegensätzlichen Werdegänge der Durchsetzung antisemitischer Ideologien nach, die auch nach 1945 noch die Kirche prägten. Gegen diese unheilvolle Tradition richtete sich das erfolgreiche Engagement für eine öffentliche Würdigung Ernst Leweks, von dem dessen Enkel Raimund Grafe berichtet. Eingeleitet werden die Vorträge durch die Herausgeber*innen des Sammelbandes.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (sLAG) und der Geschichtswerkstatt Sachsenburg mit dem Hentrich & Hentrich Verlag
Eintritt frei
Keine Anmeldung erforderlich